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Die Königsfamilie von Bangoua

Ein Überblick über die Könige von Bangoua 

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S.M. Anick Julio Djampou Tchatchouang

2001 bis heute

Angehöriger einer königlichen Familie zu sein, bedeutet auch, das Vermächtnis der Vorfahren und die Verantwortung für das Erbe anzunehmen. Es gilt, die Traditionen zu wahren, die Rituale zu pflegen, sowie den Übergang in die Gegenwart zu bereiten und das Verhältnis zwischen Geschichte und Zukunft erfolgreich zu gestalten. 

Seine Majestät DJAMPOU ANICK JULIO TCHATCHOUANG, der im Jahr 2001 das Erbe des  früh verstorbenen Vaters antrat, wurde neun Wochen lang in dem heiligen Wald Laa´kam anhand von Initiationszeremonien traditionell auf sein Leben als König vorbereitet.

 

Unmittelbar nach der Thronbesteigung stellte DJAMPOU TCHATCHOUANG einen Regierungsplan mit seiner Vision und klar definierten Zielen für die Zukunft auf. Für die Verwaltung und die Leitung der verschiedenen Projekte bis hin zu deren Ausführung, verlässt sich der König auch auf die Mitwirkung und Unterstützung seiner Entwicklungspartner im In- und Ausland. 

Nur einige dieser Projekte sind:

  • Die Trinkwasserversorgung im Königreich und in der Umgebung. 

  • Die Bildung eines lokalen Komitees für die Verwaltung der Trinkwasserversorgung.

  • Der Bau eines internationalen Gemeindemuseums in Bangoua.

  • Der Bau und die Eröffnung von öffentlichen Toiletten auf den Dorfmärkten.

  • Die Schaffung eines kamerunischen Kulturzentrums in Deutschland: Das Kamerun Haus.

 

Seine Majestät engagiert sich auch sehr für den kulturellen Dialog und den nationalen und internationalen Austausch. So besucht er regelmäßig Berlin, war Gast der ITB und eröffnete feierlich das Kamerun Haus, das sein Bruder Prinz de Bangoua Legrand Tchatchouang als einen Ort der Begegnung zwischen kamerunischer und deutscher Kultur in Berlin geschaffen hat.

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S.M. Watong Paul 
Tchatchouang

1978 bis 2001

Die Herrschaft Seiner Majestät Tchatchouang Wantong Paul, der am 28. April 2001 verstarb, bietet viele Schätze, die es schade wäre, sie in Vergessenheit geraten zu lassen. 

 

Seine Majestät Tchatchouang Wantong Paul trug die außergewöhnlichen Gaben eines tiefen Denkers und Strategen in sich. Er war ein außergewöhnlicher Redner, ein leidenschaftlicher Kunstliebhaber und liebte sein Volk unendlich, an das er unerschütterlich glaubte.

 

Er war eine Persönlichkeit, die Intelligenz und Einfachheit, Bosheit und Zärtlichkeit, Humor und Tiefe, Charme und Offenheit in sich vereinte und die beste Sprache benutzte, die je überliefert wurde, um über die Republik und die traditionelle Häuptlingschaft, Religion und Tradition, Bildung und Menschen zu sprechen, wobei er die ältesten Erinnerungen mit der größten Jugendlichkeit des Geistes hervorrief. Er baute zahlreiche Schulen im Dorf.

So ausschließlich der Arbeitskultur verpflichtet, gehörte Seine Majestät Tchatchouang Wantong Paul zu den am meisten bewunderten traditionellen Führern in der Western Region.  Sein Engagement für die Aufwertung und Förderung des königlichen Erbes hinterließ ein unschätzbares Erbe in der kollektiven Vorstellungswelt und inspirierte viele junge Menschen und viele seiner Kinder, wie den Prinzen de  Bangoua Legrand Tchatchouang, der das Kamerunhaus in Deutschland aufbaute. 

 

Die enorme emotionale Verbundenheit der königlichen Familie, des Volkes von Bangoua, seiner Kollegen, Freunde und Bekannten 22 Jahre nach seinem Tod zeugt unbestreitbar von seinem hohen moralischen Wert und seinem Einsatz für das Gemeinwohl. König Tchatchouang war vor allem ein unendlich solidarischer Mensch.

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S.M. Watong ZACHARIE

1957 bis 1978

Als angesehener König und guter Freund des ersten Präsidenten der Republik Kamerun, Ahmadou Ahidjo, starb König Watong Zacharie im Februar 1978 nach einer Krebsoperation im Cochin-Krankenhaus in Frankreich. Die kamerunische Regierung hatte beschlossen, ihn nach Frankreich zu bringen, zum Leidwesen seiner Untertanen und der Königsfamilie, die noch immer unter den Nachwirkungen und der Angst vor den Kolonialherren und der Unabhängigkeitsbewegung litten. 

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Der französische Anthropologe Charles-Henry Pradelles de Latour, ein Freund von ihm, der seiner Familie viele Jahre lang eine Wohnung in seinem Palast angeboten hatte, verfasste eine Doktorarbeit über seine Herrschaft und veröffentlichte zwei Bücher über Bangoua: Le crâne qui parle und Ethnopsychanalyse en pays Bamileké. 

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Seine Majestät Watong Zacharie erhielt aus den Händen des Präsidenten selbst das höchste kamerunische Ehrenzeichen für hervorragende Dienste für den Staat Kamerun. 

Die Regentschaft von König Watong Zacharie war gebeutelt von der Unabhängigkeitsbewegung Kameruns und den Auswirkungen der Kolonialisierung. Der Niedergang der Bangoua-Könige begann mit der Absetzung ihres Vaters, König Nono Tchoutouo, durch die französische Verwaltung und wurde durch die Ereignisse der 1960er Jahre beschleunigt, als Anhänger der UPC (Union des Peuples du Cameroun) den Palast von König Watong kurz vor der Unabhängigkeitserklärung Kameruns niederbrannten. Die kamerunische Volksbewegung UPC, die für die Unabhängigkeit Kameruns kämpfte, war einige Jahre zuvor der Kollaboration mit den französischen Kolonialherren beschuldigt worden und hatte den Bangoua-Palast aus Protest in Brand gesetzt. Der größte Palast der Bamiléké (Volk in Westkamerun) aufgrund des Reichtums seines Erbes.   

 

Während der Regentschaft von König Watong Zacharie machten sich auch die Folgen der Christianisierung Bangouas im Fürstentum bemerkbar. Die französischen Missionare wurden von König Nono Tchoutouo ebenso willkommen geheißen wie ihre deutschen Kollegen, doch wie diese konnten sie nur Individuen ausbilden, die schlecht in das vom König vorgegebene soziale und traditionelle System integriert waren. Die Vertreter der Pariser Mission rekrutierten Dorfbewohner, die den christlichen Glauben umso bereitwilliger annahmen, je weiter unten sie auf der sozialen Leiter standen. Die Bevölkerung, die "eine Einheit mit ihrem Anführer" bilden sollte, spaltet sich allmählich. Die Christen gruppierten sich in den Höhenlagen des Königreichs um die protestantische Kirche, die zu einem Zentrum der Opposition gegen die traditionellen Werte wurde, die von den unten angesiedelten Königen verteidigt wurden. Dazu kommen Christen, die dank ihrer Bildung die ersten bezahlten Stellen erhalten, ihr Geld in gewinnbringende Geschäfte in der Stadt investieren und sich von den Ehren abwenden, die der König sich bezahlen lies. Diese Praxis wurde so weit verbreitet, dass das Fürstentum ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten hatte. Somit hatte der Watong-König die meisten seiner traditionellen Befugnisse verloren. Er hatte nicht mehr das Recht auf Land, die Rechtssprechung, über die Arbeit des Volkes zu verfügen, oder die Möglichkeit, die Eheschließungen nach eigenem Gutdünken zu regeln. 

 

Wirtschaftliche Veränderungen und die Verlagerung der Macht vom Palast zu den Verwaltungsorganen in den Städten führten schließlich dazu, dass das Ansehen untergraben und das Königreich dadurch nachhaltig wurde. Die Auswirkungen sind bis heute spürbar. 

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S.M. NONO TCHOUTOUO

1854 bis 1957

Die deutschen Kolonialisten sahen sich in ihren Gebieten Kamerun von 1884 bis 1916 mit den regionalen Königreichen und dem großen Einfluss der Könige konfrontiert. Sie erkannten die Macht der Tradition und der gewachsenen Strukturen in den Königreichen. Die Loyalität der Menschen zu ihrem König war grenzenlos, er wurde verehrt und geliebt. Die Könige suchten nach Wegen, ihr Volk zu schützen und sich gegenüber den Kolonialisten zu behaupten. Wer sich aber der Kolonialmacht widersetzte, wurde entmachtet oder getötet, die einzige Alternative schien die Zusammenarbeit.

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Der König von Bangoua FO`O NOTCHOUTOUO begrüßte die Deutschen zunächst mit Gastfreundschaft, er ließ 50 Schafe schlachten und begrüßte sie mit Ehren. Er baute auch Gebäude für sie und versuchte zu kooperieren. Die Deutschen waren mit diesem Engagement zufrieden und bezahlten sein Entgegenkommen mit Geld und mit Respekt. Sie nannten ihn einen großen König und unterstützen ihn dabei, das Nachbarkönigreich Bandianse einzunehmen. 

Diese Zusammenarbeit endete im ersten Weltkrieg und mit der Ankunft der französischen Kolonialisten im Jahr 1919. Die Beziehung mit dem neuen Besatzer war eine andere und von Konflikten geprägt. Der König wurde abgesetzt und musste für 18 Jahre ins Exil in das Königreich Dschang gehen. Die Franzosen setzen einen anderen König in Bangoua ein, dem sie vertrauten. Er war ein Verwandter des Königs und hatte vorher als sein Übersetzer gearbeitet. Die Bewohner von Bangoua haben ihn aber nicht akzeptiert, sich gewehrt und forderten die Rückkehr ihres Königs.

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1948 konnte FO`O NOTCHOUTOUO zurückkehren und sein Königreich wieder regieren und instandsetzen. Der Eingriff der Kolonialisten in die Strukturen und die Geschichte Bangouas hat dennoch Spuren hinterlassen. Auch der Raub der Kunst und des königlichen Schatzes waren eine Folge dieser Zeit und in vielen Museen in Deutschland und Frankreich und auch der Schweiz finden sich unterschiedliche Objekte aus Bangoua und dem Kameruner Grasland. 

 

Mit einem großen Fest (fête de Macabo) wird noch heute alle zwei Jahre die Rückkehr des Königs von Bangoua gefeiert. Bei diesem Fest treffen sich die Bewohner von Bangoua mit der Diaspora. Es wird die Tradition gefeiert, sich über Entwicklung und auch Probleme ausgetauscht und es wird der König geehrt. Die Kraft und das Charisma des Königs FO`O NOTCHOUTOUO wirken bis heute fort und er gibt sie an seine Nachfahren weiter. 

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Die Frage nach der Restitution beschäftigt heute die Gesellschaft Bangouas im In- und Ausland und es ist wichtig, dass sich die nachfolgenden Generationen mit ihrer Geschichte und dem kulturellen Erbe beschäftigen und die Bedeutung erfahren. Die Nachfahren des Königs FO`O NOTCHOUTOUO engagieren sich in Kamerun und Deutschland für den kulturellen Dialog und die Auseinandersetzung mit der deutsch-kamerunischen Geschichte. 

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